Zeitreise zur Weihnachtszeit im „Stadt Prag“

Parallel zum Weihnachtsmarkt in diesem Jahr öffnet das ehemalige Café „Stadt Prag“ für eine ganz besondere Aktion seine Pforten für Besucherinnen und Besucher.

Das ehemalige „Stadt Prag“ auf einer Aufnahme aus den 1960er Jahren von Hermann Brösel.

Ausgabe Winter 2023

Parallel zum Weihnachtsmarkt in diesem Jahr öffnet das ehemalige Café „Stadt Prag“ für eine ganz besondere Aktion seine Pforten für Besucherinnen und Besucher. Die
WOBAU und der Kultur- und Heimatverein Magdeburg haben sich dafür zusammengetan. Im Erdgeschoss (ehemals „McDonald’s) sind seit dem 30. November und noch bis zum 22. Dezember beeindruckende Fotografien von Hermann Brösel aus den 1960er Jahren zu sehen und bitten zur Zeitreise.
Spannend: Der Magdeburger Unternehmer Brösel (1902-1984) dokumentierte mit seinen Bildern den Neuaufbau Magdeburgs nach dem Krieg und die damit verbundene Umgestaltung. Hatte er schon in jungen Jahren fotografiert, so nutzte er nun die sich ab Ende der 1950er Jahre entwickelnden neuen Möglichkeiten der Farbfotografie. Zu dieser Zeit schon fast 60 Jahre alt, hatte er ein ausgeprägtes Interesse für seine Heimatstadt. Er wandte viel Zeit auf, um zwischen 1959 und 1970 Magdeburg in zahllosen Farbdiaaufnahmen zu fotografieren.

Der teure Laden Eleganz auf der Südseite des Zentralen Platzes.

Altbauten mussten weichen
Insbesondere die Bauarbeiten in der nahezu völlig zerstörten Altstadt zogen ihn immer wieder an. Seine zumeist mit architektonischer Strenge fotografierten Bilder zeigen aber auch, dass erheblich mehr Altbausubstanz den Krieg überstanden hatte, als man heute annehmen würde. Als eine der am schwersten zerstörten deutschen Städte war Magdeburg am Ende des 2. Weltkriegs ein unüberschaubares Trümmermeer. Eine historische Altstadt gab es nicht mehr. Nach jahrelanger Beräumung des Trümmerschutts begann Anfang der 1950er Jahre der Wiederaufbau der Innenstadt.
Als gestalterische Basis dienten die 1950 durch die Regierung der DDR beschlossenen 16 Grundsätze des sozialistischen Städtebaus. Dabei wurde die historisch gewachsene Stadtstruktur weitestgehend verworfen und mit einem automobilgerechten Straßen­raster überformt.
Um den monumentalen Zentralen Platz wuchsen von 1953 bis 1957 ebenso monumentale Gebäude im Stil des sozialistischen Klassizismus in die Höhe. In den folgenden Jahren entstanden weitere Abschnitte der neuen Innenstadt, wie der als Fußgängerboulevard angelegte Nordabschnitt des zur Karl- Marx-Straße umbenannten Breiten Weges, das Neubaugebiet Jakobstraße oder die Elbufer-Schnellstraße. Neben mehreren Stadtkirchen musste aber auch mancher Altbau für die Neugestaltung dieser sozialistischen Reißbrettstadt weichen.
Wenn nun Hermann Brösels Fotografien aus den 1960ern im ehemaligen Café „Stadt Prag“ gezeigt werden, kehren die Bilder zu diesen Anfängen zurück. Denn mit dem sogenannten Block A begann 1953 die Bebauung des Zentralen Platzes. So ist es auch eine Gelegenheit, die monumentale Architektur des von zwölf Säulen getragenen Saals zu erleben und das von Kathrin Bunzenthal restaurierte Wandgemälde „Ückeritz auf Usedom“ von 1957 zu entdecken.
Ausgestellt werden die Bilder auf 2,3 mal 1,8 Meter große Planen. Ein zweiter Teil der Ausstellung ist der vergleichenden Fotografie gewidmet: Jeweils einem Motiv aus den 1960er Jahren ist ein auschnittsgleiches Bild von heute gegenübergestellt.


Gewusst wo:

Farbfotografien Magdeburgs aus den 1960er Jahren.
Doppelausstellung im Erdgeschoss des „Stadt Prag“,
Ecke Breiter Weg/Ernst-Reuter-Allee,
Di-Sa 15-18 Uhr, So/Mo geschlossen