„Müssen über vieles neu nachdenken“
Der Weltkonzern Intel will sich in Magdeburgansiedeln und allein im erstenAusbauschritt rund 17 Milliarden Euroinvestieren. Was bedeutet das aus IhrerSicht für Magdeburg?
Magdeburg war ja schon mal wesentlichgrößer als heute. Kurz nach der Wendehatten wir 290.000 Einwohner. Dann istdie Großindustrie zusammengebrochen –SKET, MAW und wie sie alle hießen – undzigtausende von Arbeitsplätzen gingenverloren mit der Folge einer massivenAbwanderung. Gegenwärtig sind wir beiknappen 240.000 Einwohnern, also 50.000weniger als zur Wendezeit.Mit Intel wird die Entwicklung wieder indie andere Richtung gedreht und wir könnendie Lücke schließen. Jetzt kommt einstarker Arbeitgeber, der wird allein vielleichtnicht so viele Arbeitsplätze schaffenwie damals in der Schwerindustrie, aberes kommen ja noch die Zulieferbetriebeund einiges mehr dazu.
Welche Aufgaben und Herausforderungenergeben sich aus diesem Ansiedlungs-Coup für die WOBAU?
Wir als WOBAU werden uns mit einbringen.Wir werden uns um den Wohnungsbaustärker kümmern, aber könnenwomöglich auch Flächen für Gewerbeansiedlungenund andere Vorhaben zur Verfügungstellen. Aktuell tauschen wir unsmit dem Stadtplanungsamt über Flächenaus, die wir zur Verfügung haben. Wokann man vielleicht eine Schule bauen, umein ganzheitliches Konzept zu entwickeln?Es gilt, gezielt und überlegt zu handeln.Wir müssen uns über vieles noch einmalneu Gedanken machen.Einige Neubauvorhaben haben wirdeshalb erst einmal zurückgestellt. Esist besser, erst zu wissen, was in der Gesamtheitnotwendig ist. Aktionismus bringtnichts. Wenn ich einmal gebaut habe, kannich da nichts mehr verändern. Für michsteht fest: Wir werden in jedem Stadtteil, indem wir vertreten sind, unsere Wohnungsbeständebehalten, Verkäufe schließe ichso gut wie aus. Womöglich werden wirdurch Neubau Stadtteile ergänzen.
Wir haben einige Bauvorhaben zurückgestellt.
Es ist besser, erst zu wissen, was in der Gesamtheit
notwendig ist. Aktionismus bringt nichts.Peter Lackner, WOBAU-Geschäftsführer
Magdeburg gerät mit dieser Ansiedlungins Blickfeld globaler Investoren. Wieverändert das den Immobilienmarkt inunserer Stadt? Bleibt das Wohnen inMagdeburg für alle bezahlbar?
Es wird sicher ähnlich wie in Leipzig sein.Nachdem Berlin mehr oder weniger ausverkauftwar, kam Leipzig an die Reihe.Dort agieren auch private Investoren, kaufenund bauen. Das tut einer Stadt auchgut, so lange sie für alle Einkommensgruppeneine angemessene Versorgungmit Wohnraum sicherstellen kann.Wir als WOBAU werden uns auf unsereKernaufgabe konzentrieren: bezahlbarenWohnraum für alle Einkommensgruppenanzubieten. Wir hoffen, dass es auch Fördermittelfür den sozialen Wohnungsbaugeben wird. Es darf keiner auf der Streckebleiben. Kommunale und genossenschaftlicheUnternehmen können das meistern,weil sie nicht gewinn-, sondern gemeinwohlorientiertsind. In Magdeburg habensie großes Gewicht. Das ist ein großesPfund, das hält den Markt sehr stabil, unddas wird auch so bleiben, selbst wenn inder Zukunft sicher auch private Kapitalanlegernach Magdeburg kommen.
Die WOBAU feiert just in diesem Jahrihr 30-jähriges Bestehen. Wie hat sichdas Unternehmen entwickelt?
Die WOBAU hat sich richtig gut entwickelt,und wir ernten jetzt die Früchte unsererArbeit. Man darf dabei ja eines nicht vergessen:Wir hatten 1992 zur Gründung 45.000 Wohnungen. Zwischenzeitlichstanden davon 10.000 Wohnungen leer.Die WOBAU hat 12.000 Wohnungen abgerissen,die meisten in Olvenstedt, allesauf Verlust. Ich denke, dass wir mit diesemRückbau und Umbau, den wir gemachthaben, Stadtteile – zum Beispiel auch dasNeustädter Feld – strukturell aufgewertethaben. Heute ist Olvenstedt für mich einsehr schöner Stadtteil, in dem man gut lebenkann. Wir haben einen großen Beitragdazu geleistet, zusammen mit den Genossenschaften.Dazu kommt: Gerade in denzurückliegenden fünf Jahren seit dem25-jährigen Jubiläum haben wir vieles gebaut,dass sich sehen lassen kann: DasDomviertel ragt dabei natürlich heraus.Aber auch die Sanierung der Beimssiedlungoder die Alte Staatsbank mit demDommuseum sind zu nennen. Wir sind aufdiese Leistungen stolz. Wir wollen abernicht nur eine liebenswerte Innenstadt haben,sondern auch liebenswerte Stadtteilemit einer hohen Lebensqualität. Das istunser Ziel und daran arbeiten wir weiter.
Es darf keiner auf der Strecke
bleiben. Kommunale und
genossenschaftliche Unternehmen
können das meistern.
Haben Sie als Geschäftsführer zum WOBAU-Jubiläum einen speziellen Geburtstagswunsch?
Ja, ich habe einen großen Wunsch: dassder Krieg zwischen Russland und derUkraine aufhört. Für die Menschen ist esdie Hölle. Alles, was wir hier bauen undplanen, ist völlig unwichtig, wenn es keinenFrieden gibt. Das ist mein größterWunsch, dass es eine friedliche Lösunggibt und der Krieg beendet wird.