Kräftiger Tusch für Beimssiedlung

Musik, Menschen und Magdeburger Moderne: Zum 100. Geburtstag zeigte die einstige Arbeitersiedlung beim großen Siedlungsfest, was in ihr steckt.

Kleine Musikerinnen und Musiker aus der WOBAU-Paten-Kita „Beimskinder“ spielten zum Jubiläumsfest „ihrer“ Siedlung. Die Kids zeigten außerdem ihr Ballett-Stück zur Magdeburger Moderne.
Anstich des Beims-Jubiläums-Festbiers der Sudenburger Brauerei: WOBAU-Chef Peter Lackner schwang den Hammer, Brauerei-Chef Ulf Steinforth assistierte.

Mit Sonnenschein, Musik und Staunenswertem wurde am 10. Mai ein ganz besonderer runder Geburtstag gefeiert: Die Hermann-Beims-Siedlung ist 100 Jahre alt – und ganz Magdeburg war eingeladen. Zwischen Pioniergeist und Party­stimmung verwandelte sich die Festwiese an der Flechtinger Straße unter Regie der WOBAU und vieler Partner sowie ehrenamtlicher Unterstützer in eine bunte Festmeile voller Geschichte(n).

Schon am Vormittag setzten die Kleinsten der Johanniter-Kita „Beimskinder“ mit einem Ballettprojekt zur Magdeburger Moderne den ersten emotionalen Höhepunkt. Inspiriert von Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ tanzten sie in bunten Kostümen über die Bühne, in Anlehnung an die berühmte Bauhaus-Schule, wo Schlemmer arbeitete. Deren Geist weht bis heute durch die 1925 errichtete Beimssiedlung.

 

 

 

 

Das eigens entwickelte Logo zu 100 Jahren Beimssiedlung trug das WOBAU-Team gut sichtbar im Festgetümmel, hier Geschäftsstellenleiterin Kerstin Willenius.

„Architektur ist die Mutter der Künste. Genau das wollen wir den Kindern mit auf den Weg geben“, erklärte Projektleiterin Carmen Niebergall. Auf der Bühne folgte eine musikalische Zeitreise durch ein Jahrhundert. Charleston traf auf Hip-Hop, Petticoats auf Streetstyle – präsentiert u. a. vom Steps Dancecenter und dem „Subkultur“-Vintage-Modegeschäft aus der City.

Für kulinarische Freuden sorgte der Anstich des offiziellen Jubiläumsbiers der Sudenburger Brauerei. „Unsere Brauerei ist praktisch 300 Meter Luftlinie von hier entfernt“, so deren Gründer und Unternehmer Ulf Steinforth. „Hier gab es sehr viele Renovierungen – und Bauarbeiter haben uns Zeitkapseln mit alten ‚Sudenburger‘-Flaschen und voller Geschichten geschickt.“ Der eigens kreierte Sud – ein Mix aus Pils und Hellem – fand rasch Abnehmer auf der Beims-Festwiese.
Wer lieber Kultur statt Kalorien tankte, wurde bei Architekturführungen fündig. In der Musterwohnung am Beimsplatz konnten Gäste das Wohnen der 1920er erleben. Eine Bauzaungalerie mit großformatigen Fotos ergänzte das historische Flair.
Kerstin Willenius, Leiterin der WOBAU-Geschäftsstelle Süd, dankte für die große ehrenamtliche Unterstützung: „Besonders dem Bürgerverein, der GWA, dem Friseurmuseum, dem Kunstverein Zinnober – und Stadtführer Harald Weiß.“ Die Hermann-Beims-Siedlung hat zum 100. Geburstag gezeigt, was sie ausmacht: Geschichte zum Anfassen und eine lebendige Nachbarschaft, die Generationen verbindet.

Stimmen zum Fest – Was „Beims“ heute bedeutet

„In den letzten Jahren ist hier in der Siedlung richtig was passiert“, sagte WOBAU-Geschäftsführer Peter Lackner zur Eröffnung des Beimsfestes. Die WOBAU saniert auf Hochtouren, und besonders die Einführung der Fernwärme habe sich als richtungsweisend erwiesen – auch wenn dafür notwendige Maßnahmen wie die Fällung alter Bäume entlang der Pappelallee nicht immer einfach waren. „Aber man sieht die Pappeln ja inzwischen schon wieder wachsen“, bemerkte er mit einem Lächeln und fügte hinzu: „Ich bedanke mich bei allen, die bei der Sanierung und Modernisierung der Siedlung mitgewirkt haben und mitwirken – Baupartner, unsere Gremien, und ganz besonders meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Die Beimssiedlung sei für ihn ein Ort, der „Tradition und Moderne auf einzigartige Weise verbindet“.

Dr. Ingo Gottschalk, Beigeordneter für Soziales, Jugend und Gesundheit, überbrachte die offiziellen Glückwünsche der Landeshauptstadt Magdeburg Magdeburg zum 100. Siedlungs-Geburtstag. Er verriet: „Ich bin ein Magdeburger Junge – und habe selbst mal in der Beimssiedlung gewohnt.“ Gottschalk würdigte die soziale Idee, die auf Hermann Beims zurückgeht und sich bis heute in der engen Verbindung von Wohnen und sozialer Infra­struktur zeigt: „In Magdeburg gehen Wohnen und Soziales Hand in Hand – auch dank verlässlicher Partner wie der WOBAU“, betonte Gottschalk. Zum Abschluss seiner Rede wendete sich der Beigeordnete bei strahlendem Sonnenschein mit einem Augenzwinkern an die Festbesucher: „Ich war heute übrigens zuständig fürs Wetter – und ich finde, das hat ganz gut geklappt!“ Womit auch das geklärt war ...

 

 

Modernes Wohnen – WOBAU denkt die Beimssiedlung neu

Einmal schauen, wie das Wohnen von morgen in einem Haus von gestern aussieht – das war beim Jubiläumsfest am 10. Mai möglich – denn in der Erxleber Straße öffnete die WOBAU erstmals die Türen einer frisch sanierten Fünfraumwohnung. Ein Novum für die Beimssiedlung, die einst mit kleinen Grundrissen für Arbeiterfamilien geplant wurde. Heute entstehen durch Grundrissänderungen großzügige Wohnungen mit bis zu 125 Quadratmetern.

„Wir denken größer – nicht nur in Quadratmetern, sondern auch in Lebensqualität“, sagt Kerstin Willenius, Leiterin der WOBAU-Geschäftsstelle Süd. In den letzten zehn Jahren wurden rund 400 Wohnungen umfassend modernisiert, noch einmal so viele sollen in den kommenden Jahren folgen.

Aktuell entstehen in der Erxleber Straße 78 denkmalgerecht sanierte Wohnungen: mit neuen Fassaden, größeren Bädern, Balkonen, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und Schallschutzböden. Kerstin Willenenius: „Die Wünsche unserer Mieterinnen und Mieter fließen mit ein – besonders die der jungen Familien.“ Dazu kommen grüne Innenhöfe, Fahrradunterstände, Carsharing-Angebote mit Partner „teilAuto“ – und das Parken wird im Zuge von Straßensanierungen durch die Stadt mit neuen Stellplätzen geordnet.
„Wir arbeiten eng mit dem Denkmalschutz zusammen“, so Willenius. Mit rund 1.900 Wohnungen ist die WOBAU größter Eigentümer im Quartier – und macht die Beimssiedlung fit für die Zukunft.

Grundriss einer modern ausgebauten Wohnung in der Beimssiedlung.

Das Festjahr geht weiter:

14. September:
Tag des offenen Denkmals – Führungen

26. November:
Winterzauber – Lichter, Leckereien & Nachbarschaftstreffen