Fit für 2050

Bauen der Zukunft: Im Marderweg hat die WOBAU Magdeburgs erste energieautarke Reihenhausanlage gebaut. Sie erfüllt bereits heute künftige Energiestandards. „hallo nachbar“ erklärt, wie das funktioniert und warum dafür gar nicht viel Technik notwendig ist

Neue Energie für die Lindenhofsiedlung: Im Marderweg steht die erste CO2-freie Wohnanlage der WOBAU in Magdeburg.

Wie viel Technik benötigt ein Gebäude? Nicht viel, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, sagt Professor Timo Leukefeld: „Denn dann ersetzt eine elektrische Infrarotheizung zentrale Wärmeerzeuger, Heizflächen, Rohrleitungen und Armaturen. Nötig sind lediglich einige Heizplatten und Kabel, um Wärme dezentral erzeugen und an die Räume abgeben zu können.“ Vorteil: „Die Heizung ist wartungsfrei“, erklärt der Experte für energieautarke Häuser und Solarenergie-Pionier aus dem sächsischen Freiberg.

Hinzu kommen Photovoltaik auf dem Dach, Stromspeicher, Wände aus speicherstarken Bausteinziegeln und Autarkie-Boiler für Warmwasser. Fertig ist das CO2-freie Haus der Zukunft.

Ende Juni durchschnitten Autarkie-Experte Prof. Timo Leukefeld (l.), WOBAU-Chef Peter Lackner und Oberbürgermeisterin Simone Borris zur Eröffnung das Bändchen.

Pauschalmiete mit Energieflatrate

Am Marderweg in der Magdeburger Lindenhofsiedlung ist es in Form von acht neu gebauten Reihenhäusern der WOBAU bereits zu sehen. Dieser Tage ziehen die ersten Mieterinnen und Mieter ein. Verbunden ist damit laut Leukefeld auch ein neues Mietmodell: „Die Mieter bekommen die neuen Reihenhäuser im Marderweg für eine Pauschalmiete mit Energieflatrate für Wohnen, Wärme, Warmwasser und Haushaltsstrom.“

Bereits Ende Juni feierte die WOBAU im Beisein von Oberbürgermeisterin Simone Borris und Gästen aus Politik, Wohnungs- und Bauwirtschaft die Einweihung für die erste energieautarke Reihenhausanlage Magdeburgs. Die neuen Gebäude entstanden auf der Fläche eines abgerissenen Mehrfamilienhauses. „Mit der Realisierung dieses Pilotprojektes im Marderweg schaffen wir nicht nur neue Wohnraumangebote für umweltbewusste Mieterinnen und Mieter, sondern setzen als städtisches Unternehmen auch ein Zeichen für den Klimaschutz und eine ökologische Zukunft im Wohnungsbau“, sagte WOBAU-Geschäftsführer Peter Lackner. Weiter erklärte der WOBAU-Chef: „Wir stellen hier im Marderweg auf Basis von Ökostrom und einer solaren Eigenstromproduktion einen zu hundert Prozent CO2-freien Betrieb sicher und erfüllen bereits heute die künftig angestrebten Gebäudestandards.“

„In den nächsten Jahren werden immer mehr Projekte dieser Art entstehen, die fit für 2050 sind“, fügte Leukefeld hinzu. Hintergrund: In der EU soll der Gebäudesektor bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Magdeburg hat noch ehrgeizigere Ziele: Hier beschloss der Stadtrat schon vor einiger Zeit, dass die Stadt bis 2035 klimaneutral werden soll.

WOBAU will Vorreiter sein

Eine Aufgabe, der sich die WOBAU stellt, wie Peter Lackner deutlich machte: „Im Neubau ist vieles möglich“, sagte er zur Einweihung der Marderweg-Häuser. In Bestandsgebäuden sei die Herausforderung ungleich größer: „Aber auch hier wollen wir zeigen, wie es funktionieren kann. Ich bin froh, dass auch die Stadträte bei solchen Projekten immer hinter uns stehen“, so Peter Lackner.

Aktuell setzt die WOBAU angrenzend im Hermelinweg 5+7 und im Marderweg 7-11 ihre Bemühungen zur nachhaltigen energetischen und ökologischen Sanierung von bestehenden Mehrfamilienhäusern fort. „Durch moderne Ausstattungen und Balkonnachrüstungen wird die Attraktivität des gesamten Wohngebietes gesteigert“, so Kerstin Willenius, Leiterin der WOBAU-Geschäftsstelle Süd. Zum Heizen kommen dort künftig Wärmepumpen zum Einsatz. Unterstützt wird deren Betrieb durch selbst produzierten Sonnenstrom – dank Photovoltaik auf dem Dach.