Hinter Depression steckt mehr als Winterblues

Es ist eine der am meisten unterschätzten Erkrankungen. Rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Welche Anzeichen es gibt und wo Betroffene Hilfe finden

Ausgabe Winter 2023

„Mir geht’s schlecht. Seit einigen Wochen hab ich ,schlechte Laune‘, wie es mein Umfeld nennt. Ich hab keine Lust auf irgendetwas. Gestern z. B. wollte ich mit Freunden tanzen gehen, was ich sonst so gerne tue. Um halb zwölf hab ich dann abgesagt und bin ins Bett gegangen. Ich habe vor schlechten Gedanken ständig Kopfschmerzen und würde deswegen am liebsten die ganze Zeit nur schlafen. Aber ich kann nicht schlafen. Ich schlafe über den Tag verteilt immer wieder ein bis zwei Stunden, wache dann auf, habe Kopfschmerzen, schlucke zwei Aspirin und hänge dann rum.“ – Schilderung einer betroffenen Person im Buch „Schattendasein. Das unverstandene Leiden Depression“.

In verschiedenen Lebensabschnitten erlebt jeder von uns Zeiten, in denen die Lebensfreude fehlt. Alles erscheint farblos. Wir fühlen uns „deprimiert“. Dieses Gefühl kann durch verschiedene Faktoren wie das Wetter, beruflichen Stress oder private Enttäuschungen ausgelöst werden. Oft verwenden wir den Begriff „Depression“, um normale Stimmungsschwankungen zu beschreiben. Jedoch betont die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, dass eine klinische Depression etwas anderes ist als vorübergehende Phasen der Niedergeschlagenheit, die fast jeder im Laufe seines Lebens durchmacht.

Eine oft unterschätzte Erkrankung

Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Ulrich Hegerl erklärt: „Man spricht formal von einer Depression, wenn nähere Krankheitszeichen über mindestens 14 Tage vorliegen.“ Depression gehört demnach zu den häufigsten und hinsichtlich der Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen.
Die Symptome umfassen in erster Linie eine anhaltende gedrückte Stimmung, begleitet von innerer Leere und der Unfähigkeit, Emotionen wahrzunehmen. Interessen- und Freudlosigkeit führen dazu, dass einst bedeutungsvolle Aktivitäten keine Freude mehr bereiten.

Professionelle Hilfe suchen

Zusätzliche Anzeichen sind ein Mangel an Antrieb, erschwerte Konzentration, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, sowie eine beeinträchtigte Selbstwahrnehmung. Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft ist ein konstanter Begleiter, und in schweren Fällen können Suizidgedanken auftreten. Schlafstörungen, veränderter Appetit und psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung runden das Bild ab.
Aus medizinischer Sicht sei die Depression eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst, so die Deutsche Depressionshilfe. Das gehe mit Störungen von Hirn- und anderen Körperfunktionen einher und verursache erhebliches Leiden. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, könnten sich selten allein davon befreien. Aber es gebe gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung.
Selbsthilfegruppen unterstützen


In Deutschland sind laut Experten rund 5,3 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Der damit verbundene Leidensdruck ist groß. Praxen sind häufig überlastet, und auch Angehörige stehen vor großen Herausforderungen. Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung.
Die gibt es auch in Magdeburg für verschiedene Altersgruppen. Erste Anlaufstelle für Interessenten ist die KOBES Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen der Caritas im Breiten Weg 251. „Wir vermitteln gern den Kontakt zu einer geeigneten Gruppe“, sagt Florian Sosnowski, Leiter der KOBES: „Der Bedarf ist über alle Altersstufen verteilt sehr groß. Wir suchen daher auch fortlaufend Menschen, die mit unserer Unterstützung zusätzliche Gruppen gründen möchten.“

Kontakte, Infos & Hilfe

KOBES Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen
Breiter Weg 251,
Tel. 0391 289210-62,
kontakt-kobes@caritas-rvmd.de

Wissen und Adressen rund um das Thema Depression
auf www.deutsche-depressionshilfe.de

Deutschlandweites Info-Telefon Depression für Betroffene und Angehörige: 0800 334 45 33

E-Mail-Beratung für Betroffene und Angehörige: bravetogether@deutsche-depresisonshilfe.de

Online-Forum: Erfahrungsaustausch für Betroffene und Angehörige unter www.diskussionsforum-depression.de

Sozialpsychiatrische Dienste beim Gesundheitsamt